Interessen Seite 2 KIRCHE


Es ist nicht mehr die Zeit, ökumenische Zusammenarbeit zu begründen;

sondern heute muss begründet werden, warum Kirchen nicht zusammenarbeiten.

Diese Vorgabe haben sich die Evangelische und Katholische Kirchengemeinde in Nottuln zu Eigen gemacht und Ende Januar einen "Ökumene-Abend" veranstaltet. Durch viele Jahrhunderte hindurch haben Theologen wie Cusanus, Leibniz und Schleiermacher begonnen nach Wegen zu suchen, wie die zertrennten Kirchen zu mehr Zusammenarbeit und Einheit gelangen könnten. Die Bezeichnung "ökumenische Bewegung" greift auf das griechische Wort "oikumene" zurück, das im Neuen Testament für die ganze bewohnte Erde verwendet wird. 1948 wurde in Amsterdam der "Ökumenische Rat der Kirchen" (ÖRK) mit Sitz in Genf gegründet, der heute über 300 Mitgliedskirchen hat.

  • Ökumene bedeutet:

    Jede Kirche, christliche Gemeinschaft und Gemeinde ist nur ein Teil und eine Ausdrucksform des weltumspannenden Christentums. Das zu erkennen, macht bescheiden.

    Es schützt davor, die eigene Lebensform, die eigene Frömmigkeit, die eigene Wahrheit absolut zu setzen. Das zu erkennen, macht selbstbewusst.

    Es führt dazu, die eigene Identität, das Bewusstsein von sich selbst klarer beschreiben und eindeutiger leben zu wollen. Das zu erkennen, fordert heraus.

    Es fordert dazu heraus, Verantwortung füreinander zu übernehmen, für Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfungsbewahrung einzutreten in einer globalen Perspektive.

    Um solche Erkenntnis zu gewinnen, braucht es Begegnung.

    Begegnung mit Christen anderer Konfessionen und Menschen vor Ort, Begegnung auch über kulturelle Grenzen hinweg.

  • Ökumenische Arbeit ist ein Entdeckungs- und Lernprozess, in dem Gemeinden sich selbst als ökumenisches Handlungsfeld neu in den Blick bekommen, in Schritten sozialer und kultureller Grenzüberschreitung sich in dem Zusammenhang neuen Herausforderungen stellen und in ökumenischen Partnerschaften mit anderen Gemeinden Vertiefung und Ermutigung in ihrer eigenen Existenz erfahren können. Durch Verknüpfung einer kritischen Selbst- und Situationsanalyse mit einer erneuten biblisch-theologischen Vergewisserung des Auftrags von Gemeinde sollen Menschen ihre eigene Gemeinde, ihre Beziehungen nach innen und nach außen, neu wahrnehmen lernen, Inspiration und Ermutigung zu Veränderungen in Gestalt und Ausrichtung der Gemeinde erfahren und gemeinsam neu entdecken lernen, was Gott von ihnen in ihrer besonderen Situation erwartet. Mitglieder des Pfarrgemeinderates der katholischen Kirchengemeinde sowie Vertreter des Presbyteriums und Gemeindebeirates der hatten sich verabredet den am 29. Januar begonnenen Gesprächen anlässlich des "Ökumeneabends" an gleicher Stelle, die konkrete Arbeit folgen zu lassen.

    Am Donnerstag, 13. März 20°° Uhr traf man sich in kleiner Runde im Katholischen Pfarrheim. Zunächst kam es zur Gründung des neuen Sachausschusses Ökumene in Nottuln.

    Mitglieder n.A.: Dr. Ekkehard Geßner, Annette Korten, Hansjörg Krukenberg, Marga Lütkecosmann, Karl-Heinz Prigge, Andreas Schlütter. Die regelmäßigen Treffen sind offen für alle Interessierten. In der Vorbereitung des Abends hatte man sich auf die zwei nachfolgenden Themenschwerpunkte geeinigt, die vom Katholischen Pfarrgemeinderat und Evangelischen Gemeindebeirat zur ersten Priorität erklärt wurden.

    Bestandsaufnahme so kann man den Beginn des Abends überschreiben. Ziemlich schnell stellte sich heraus, dass die Ökumene in Nottuln trotz anders lautender Vorurteile recht aktiv ist. Seltener in spektakulären Aktionen, sondern eher durch kleine, regelmäßige Kontakte und durch Arbeiten auf verschiedenen Ebenen wurde bislang schon Ökumene in Nottuln gelebt.

    U.a. finden sich folgende Beispiele: sehr erfolgreiche Kinderbibeltage (nächster Termin 11.10.2003), verschiedene Schulgottesdienste, das Friedhofsgeschehen in Nottuln, den jährlich am 8. März stattfindendem "Weltgebetstag der Frauen", der erste Ökumenische Kirchentag vom 28.05.03-01.06.03 in Berlin, fünf Ökumenische Bibeltage in Nottuln (Termine 13.11. – 17.11. – 20.11. – 26.11. – 02.12.2003), alle kirchlichen Vereine und Gruppen haben durchaus beide Konfessionen in ihren Mitgliederlisten vertreten, auch die kirchlichen Kindergärten kennen keine konfessionellen Schranken, die Büchereien der Kirchengemeinden werden ebenfalls von Lesern wechselseitig frequentiert, Angebote des Katholischen Bildungswerkes wie auch beispielsweise das Sozialseminar der Evangelischen Gemeinde sind für alle Interessierten offen, die Flüchtlingsinitiative und verschiedene kirchliche Chöre sind für alle Konfessionen offen, auch die Teilnahme an Gottesdiensten und der Heiligen Messe ist in Nottuln häufig nicht an die persönliche Konfessionszugehörigkeit gebunden und wird sehr tolerant genutzt.

    Gemeinsamer Informationsabend zur Vorstellung der Strukturen der beiden Kirchen, sowie zur Klärung von Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Für den Sommer 2003 ist ein Start-Abend geplant zu dem der Ausschuss herzlich einlädt. (Näheres folgt in der Presse) Eingeladen sind alle Gremien der Evangelischen, Katholischen Gemeinde und alle an dem Thema Interessierten. Es werden hierzu erfahrende Referenten eingeladen.

    Konkrete erste Schritte:

    Alle Jahrestermine der beiden Gemeinden werden gegenseitig abgestimmt bzw. abgeglichen und möglichst in einer gemeinsamen Jahresübersicht veröffentlicht.

    Die Sitzungen des Pfarrgemeinderates und des Gemeindebeirates sind offen und Gäste sind ausdrücklich sehr willkommen.

    Die Website der Katholischen Gemeinde Sankt Martinus, wird einen Link-Hinweis installieren und auf die Evangelische Gemeindeseite www.unter-dem-kreuz.de hinweisen. Der Webmaster der Evangelischen Gemeinde wird entsprechend auf die Sankt Martinus Seite verlinken.

    Die jeweiligen Printmedien "Gemeindebrief" und "PfarrZeitung" werden in den Gemeindehäusern zur Mitnahme ausgelegt.

    Durchaus versteht sich der Ökumene Ausschuss auch als "Kummerkasten" und Anlaufstelle, um zukünftig Probleme oder Auffälligkeiten die dem Ökumenegedanken widersprechen aufzunehmen und einer einvernehmlichen Lösung zuzuführen.

    " Die christlichen Kirchen in Nottuln bieten an und laden ein "

    Als wichtigstes Ergebnis des ersten Treffens wurde übereinstimmend festgehalten, das es zukünftig häufiger heißen sollte: " Die christlichen Kirchen in Nottuln bieten an und laden ein", um auch nach Außen zu dokumentieren, dass die Zielsetzung der Mission und der Vermittlung des Lebens im Glauben als Angebot für alle Menschen in Nottuln verstanden wird. Kein Wettstreit und Leben nebeneinander her, sondern positives Wirken um vorhandene Berührungsängste oder Hemmungen abzubauen und eventuell auch gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu korrigieren, über die Grenzen der unterschiedlichen Weltanschauungen hinweg. So wurde auch der Wunsch an die Einbindung von in Nottuln wohnenden Moslems und Juden in diesen Prozess artikuliert. Das Ziel des Ökumene Ausschusses ist eine versöhnte Verschiedenheit und eine gute Zusammenarbeit, nicht eine Einheitskirche. Jede Kirche hat aus ihrer Geschichte besondere Erfahrungen und ein eigenes geistliches Erbe einzubringen. Gemeinsam sollen sie Menschen in Not helfen, zu grundsätzlichen Fragen des Zusammenlebens Stellung nehmen und zum Glauben einladen. Zur Ökumene gehört auch das offene Gespräch über Meinungsverschiedenheiten und Gegensätze.

    Im evangelischen Johanneshaus traf man sich wie vereinbart am Donnerstag, dem 10. April zum zweiten mal um die begonnenen Gespräche fortzuführen. Unter anderem wurde in dieser Sitzung der Informationsabend über die Unterschiede der Strukturen beider Kirchen weiter vorbereitet. Die Gestaltung eines Ökumenischen Gemeindefestes in Nottuln wurde ebenfalls angedacht und würde sicherlich in Zukunft die gelebte Ökumene in Nottuln auch nach Außen sichtbarer machen. "Gemeinsamkeit in kleinen Schritten erweitern", formulierte die Gruppe ihr Selbstverständnis. Einer dieser kleinen Schritte ist, zu bestimmten Terminen ökumenische Gottesdienste anzubieten. Die evangelischen Ausschussmitglieder regten an, auch die katholischen Christen zu dem traditionellen Gottesdienst "Unter freiem Himmel" am 29. Mai (Himmelfahrt) 10 Uhr in Darup, an der Waldkapelle Daruperberg einzuladen. Da der Termin mit dem Start des ökumenischen Kirchentages in Berlin übereinstimmt wäre die gemeinsame Gottesdienstfeier auch ein besonderes Zeichen. Über 40 Nottulner Christen beider Konfessionen sind dann in Berlin auf dem 1. Ökumenischen Kirchentag anwesend und bringen sicher gute Gedanken und Ideen von dort mit, um die Ökumene in Nottuln weiter zu beleben.

    All das sind zunächst kleine Schritte, aber der Ökumene Ausschuss glaubt, dass durch die gemeinsame Arbeit, die bereits bestehenden guten Kontakte wachsen und zum unverkrampften, ökumenischen Miteinander der christlichen Kirchen Nottulns führen werden. Am Ende auch dieses Abends waren sich alle Beteiligten sicher wieder einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht zu haben.

    Das nächste Treffen, wozu Interessierte herzlich eingeladen sind, ist für den 26. Juni um 20 Uhr im katholischen Pfarrheim geplant.

    Karl-Heinz Prigge im April 2003


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